Review

Die Szeniale „findet Stadt!“. Unter diesem Leitmotiv steht das Festival der freien Künste in der Spielzeit 23/24. Im August wird das Kreativ.Quartier Ückendorf wieder Schauplatz und Spielort für Bildende Kunst, Theater, Performance, Literatur und Musik sein. Bis dahin findet die Szeniale Stadt mit ihrer Heimspiel-Reihe. Zum Heimspiel bieten Gastgeber:innen in privaten oder öffentlichen Räumen Musiker:innen eine Bühne, und ihren Gästen – rund um das musikalische Ereignis – Raum und Gelegenheit für Begegnung und Kennenlernen mit „besonderer Note“.

So war auch am Donnerstag, den 18. Januar 2024, zu „Eine Art Fashion Performance“ in das Musiktheater im Revier (MIR) eingeladen. Als Gastgeber:innen präsentierte das Gelsenkirchener Modelabel Fisch & Apfelmus beim zweiten Heimspiel der Szeniale eine einzigartige Kleidungskollektion – und Musik mit Plewka & Schmedtje.

Die Gastgeber:innen hatten Sänger und Künstler Jan Plewka im letzten Jahr für diese Kooperation begeistert, in der von Plewka bemalte Stoffe zu markanten Outfits verarbeitet und vorgeführt wurden. Nadine Drljevic und Hendrik Willems, die Köpfe des Labels „Fisch & Apfelmus“, trafen den Sänger, der unter anderem als Frontmann der Band Selig bekannt ist und sich mittlerweile auch als malender Künstler einen Namen gemacht hat Anfang 2023 in seinem Atelier in der Nähe von Hamburg. Inspiriert von den Farben, Formaten und Kreationen seiner Werke nahm dort das gemeinsame Projekt Form an, das sich im ersten Schritt in einem spätsommerlichen Event unter dem Titel „Eine Art Textil Performance“ im überdachten Vorhof der Alten Brotfabrik, dem Firmensitz von Fisch & Apfelmus in Gelsenkirchen-Ückendorf manifestierte. Hier bemalte Plewka in einer über zehnstündigen Session großformatige Stoffbahnen (fair und nachhaltig produziert) und verwandelte sie in einzigartige Kunstwerke, die buchstäblich seine Handschrift tragen.

Auf den Mal-Marathon folgte der nächste Schritt: Nadine und Hendrik erhielten handwerkliche Unterstützung von Katerina Amprazi, Gründerin des befreundeten Labels Kokolor Clothing – ebenfalls ansässig in Gelsenkirchen-Ückendorf, die die Stücke nähte. Neben den dominierenden Farben schwarz und weiß erhielten die Kleidungsstücke durch den zusätzlichen Einsatz der Farben Neon Pink und Orange eine besondere Akzentuierung mit kleiner Hommage an die 80er. Ergänzt wurden die Unikate für die Modenschau durch siebdruckgefertigte Kleidung der beiden Labels, auf denen sich ausgesuchte Elemente der Kunstwerke des Hamburger Malers wiederfinden.

Vor einzigartiger Kulisse der strahlend blauen Yves-Klein-Reliefs im Foyer des Musiktheaters warteten knapp 200 Interessierte auf beiden Seiten des beleuchteten Laufstegs auf die Vorstellung. Eröffnende Worte sprach Christoph Lammert, Leiter des von der Stadt Gelsenkirchen unterstützten Szeniale-Festivals, um gleich die Bühne für das Heimspiel der Gastgeber:innen freizugeben.
Mit emotionalen Worten zur Entstehungsgeschichte leiteten Hendrik und Nadine dann zu Jan Plewka über, der nicht minder berührt dankende Worte fand. „Das ist für mich ein wahr gewordener Traum“, erklärte er sichtlich bewegt dem Publikum. Barfuß und komplett in seine eigene Kunst gewandet, rekapitulierte er die Highlights der letzten Monate, während sein Duopartner Marco Schmedtje ihn bereits mit der Gitarre begleitete. Mit dem Erscheinen der ersten Models, die sich langsam durch das Publikum einen Weg zur Bühne ertanzten, stimmte er nahtlos zu seiner Interpretation von „Turn away“ von Bronski Beat ein und ließ sich von den Protagonist:innen auf dem Laufsteg rhythmisch umkreisen.

Zu weiteren Stücken aus dem Album „Between the Eighties“ performten die Models auf und um die Bühne herum – mal allein oder zu vielen. Sich umarmend zu zweit, in sich selbst versunken, natürlich immer die Unikate der Modelinie in Szene setzend. Die Zuschauer:innen erlebten eine getanzte und besungene Liebeserklärung an ein gemeinschaftliches Projekt mit ehrlichem Engagement aller Beteiligten für die Kunst, die Kultur und die Stadt.
Nach umjubelter und beklatschter End-Performance mündete der Abend in ein kommunikatives Meet & Greet mit der Möglichkeit die handgefertigen Stücke der Kollektion aus der Nähe in Augenschein zu nehmen, Künstler, Macher:innen und Beteiligte kennenzulernen und sich auszutauschen. Ein rundum gelungener Abend! 

INFO:
Die Szeniale Heimspiele finden zu folgenden Terminen ihre Fortsetzung:
Am 16.2.24 mit den Streichtrio 3 Cordes, am 15.3.24 mit Fräulein Tüpfeltaube und französischem Chanson, am 28.4.24 mit Skjella und mehrstimmigen a-capella Gesängen aus verschiedenen Regionen der Welt sowie am 16.5.24 mit Popmusik von Rybarski